Seit Jahrhunderten bereits ranken sich Mythen und Legenden um Nessie, dem Monster von Loch Ness, einem der berühmtesten Seen der Welt – der größte See auf der britischen Insel. Durch seine Länge von 38 Kilometern sowie seine beeindruckende Tiefe von mindestens 230 Metern befindet sich in dieser geologischen Bruchspalte mehr Wasser als in allen anderen Seen Schottlands, Englands und Wales zusammen. Sieben Hauptflüsse versorgen dieses Reservoir mit einem ständigen Zufluss an Wasser. Ein gewaltiges Versteck für etwaige Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit.
Alles fing mit der Kirche an. St. Columban, der irische, beinahe exkommunizierte und verbannte Mönch, befand sich 565 auf dem Weg von Iona, seinem Kloster auf schottischem Boden, zu dem piktischen König Brude, um mit ihm ein paar Takte über das Christentum zu plaudern. Auf seinem Weg kam er an Loch Ness vorbei und dort rettete er, laut seinem Biograph Adomnam, einen Menschen vor dem Zugriff eines Monsters, indem er das schlangenartige Ungetüm mit Gebeten wieder zurück in die Tiefen des Sees trieb. Über die Jahrhunderte kam es immer wieder zu merkwürdigen Begebenheiten und Erscheinungen rund um den See. Man sprach von Wellen ohne Wind, Fisch ohne Flossen und immer wieder von bewegten Inseln im Wasser. In der Nähe von Urquhart Castle bei Balmachaan findet sich ein Stein mit uralten, eingeritzten Bildern, die u.a. ein schlangenartiges Wesen im Wasser zeigen. Plötzliche Strudel, bei absolut glattem Wasser kenternde Boote und sich bewegende Baumstämme im Wasser sind in dem See keine Seltenheit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es öfters zu Vorfällen, da Ingenieure den Caledonian Canal fertigstellten und somit Loch Ness von außen schiffbar machten. Teilweise wurde ein großes Wesen von mehreren Positionen gleichzeitig gemeldet, die alle Sicht auf die gleiche Stelle im See hatten. Auch in unserem Jahrtausend hat beispielweise eine vierköpfige Familie über 10 Minuten hinweg Sichtkontakt mit einem merkwürdigen Objekt an und dicht unter der Wasseroberfläche gehabt. Die Sichtungen ziehen sich also bis in unsere heutige Zeit und schüren die Zweifel/Gerüchte über die tatsächliche Existenz eines oder mehrerer Lebewesen im See. Sogar das MIT und andere Universitäten und Institute haben Forschungen angestellt, wobei 1972 auch ein Sonarbild entstand, welches ein den Paläontologen nicht unbekanntes Lebewesen zeigt.
Letztere halten es durchaus für möglich, dass urzeitliche Wesen im Loch Ness die Jahrtausende überdauert haben. Die Landmassen haben sich seinerzeit so schnell gehoben und den Loch somit vom Meer abgeschnitten, dass mit Sicherheit eine Vielzahl an Lebensformen im See eingesperrt wurden und teilweise, ähnlich der blinden Grottenmolche, in großer Tiefe und in den Zerklüftungen von Loch Ness überlebt haben. 2014 haben Studenten auf Google Earth eine merkwürdige Form an ungewöhnlicher Stelle unter Wasser im Loch Ness entdeckt. Die neuesten Forschungen zu diesem Thema laufen noch. Ein Team von Wissenschaftlern hat im ganzen Jahr 2018 an über 2.000 Stellen im See in unterschiedlicher Tiefe Wasserproben entnommen. Da jedes Lebewesen, das im Wasser lebt oder gelebt hat, genetische Spuren hinterlässt und eine große paläontologische Datenbank zum Abgleich zur Verfügung steht, wird dieses Projekt hoffentlich etwas mehr Klarheit verschaffen, was die Existenz von Nessie angeht. Auch wenn hier ein klein wenig von Jurassic Park mitschwingt.
Bis dahin wird uns allen nur die Spekulation und die Hoffnung bleiben, dass eines der legendärsten Wesen der Welt tatsächlich existiert.